Die hölzerne Revolution

Philipp Gerhardt sprach im Markgrafensaal über die Vorzüge von Bäumen auf Äckern

Am 28.7. fand im Markgrafensaal in Hohenstadt der Vortrag von Philipp Gerhardt statt zum Thema „Baumfeldwirtschaft“. Vor 55 Besucher*innen (und damit vor einem unter Corona-Mindestabstandsauflagen vollbesetzten Saal) zeigte Philipp in einem großen Bogen auf, wie angesichts des Klimawandels Bäume auf Äckern, Weiden und Wiesen helfen können die 2300 Gigatonnen CO2, die sich derzeit zuviel in der Atmosphäre befinden, der Atmosphäre wieder zu entziehen. Dafür wäre es nötig, lediglich 18 Bäume weltweit auf jedem Hektar landwirtschaftlicher Fläche zu pflanzen.

Baumreihen auf Äckern haben noch etliche weitere Vorzüge: Werden sie parallel zu Schlüssel-Höhenlinien gepflanzt, tragen sie dazu bei, das Wasser bei Starkregenereignissen länger auf dem Gelände zu halten, so dass es in den Boden eindringen und den Grundwasserspiegel wieder auffüllen kann. Außerdem kann mittels dieses Keyline-Designs Wasser entlang von Baumreihen auf trockenere Bergrücken geleitet werden.

kleiner Baumacker bei Roland Heldrich, Frechetsfeld

Dadurch, dass Bäume tiefer wurzeln, können sie auch in Trockenperioden Wasser aus tieferen Schichten an die Oberfläche pumpen, es dort durch die Spaltöffnungen ihrer Blätter verdunsten lassen und so auch für die Ackerkulturen mehr Feuchtigkeit bereit stellen. Die zeitweise Beschattung des Bodens durch die Bäume sorgt dafür, dass sich der Boden weniger stark aufheizt und dadurch weniger stark austrocknet. Durch ausreichenden Abstand zwischen den Baumreihen und ein Aufasten der Bäume gelangt dennoch genug Sonnenlicht auf die Ackerkulturen. Philipp regt an kritisch zu fragen, bei welchen Kulturen Sonnenlicht derzeit überhaupt noch der limitierende Faktor ist oder ob es nicht längst das Wasser sei. Baumreihen bremsen auch den Wind und sorgen damit gerade auf großen Schlägen zusätzlich dafür, dass der Boden in Trockenperioden weniger austrocknet.

Bei den Baumpflanzungen in Wald und auf landwirtschaftlichen Flächen ist darauf zu achten, „klimaplastische“ Arten zu pflanzen. Dies sind Arten, die sowohl mit unserem derzeitigen Klima als auch mit der in den kommenden 100 Jahren absehbaren Klimaveränderung zurechtkommen. Hier lohnt ein Blick nach Ost-Österreich und Ungarn, wo derzeit das Klima herrscht, das voraussichtlich auf uns zukommen wird. Unter anderem die Esskastanie wird da als heißer Kandidat gehandelt.

Im Vergleich zur geschlossenen Baumdecke eines Waldes und zu Ackerkulturen ohne Bäumen, kann ein lichter Baumbestand mit Gras oder Acker darunter mehr Sonnenenergie einfangen und in organische Masse verwandeln. Das Vorbild sind hier unsere alten Hutanger. Ähnlich der Darmzotten in unserem Darm sorgt eine lichte Baumstruktur für eine Vergrößerung der Oberfläche, in der Photosynthese stattfinden kann. Uminterpretiert für die efffiziente landwirtschaftliche Bewirtschaftung entsteht ein Agroforst-System mit Reihen aufgeasteter Bäume zum Beispiel in 30 Metern Reihenabstand.

Wenn auf den Bäumen auch noch Nahrung wächst in Form von fettreichen Nüssen, eiweißreichen Maulbeerblättern, kohlenhydratreichen Esskastanien, so können wir uns nicht nur CO2-neutral ernähren, sondern mittels dieser Nahrungsmittel mehr CO2 binden als ausstoßen.

Für das Nüsseprojekt, das ich zu Beginn des Vortrags kurz vorstellte einmal mehr Ansporn, Nüsse zu pflanzen. Was daraus alles leckeres entstehen kann, brachte Johanna Holzknecht mit ihren leckeren Walnusskeksen und dem Walnussbrot den Besucher*innen in der Pause nahe, genauso wie die Nussmanufaktur Gelbe Bürg, deren Walnussöle, Nussmuse und Mehle und Nudeln auf einem Tisch Lust auf einen Online-Einkauf machten. Wir vom Nüsseprojekt würden perspektivisch gern in Kooperation mit der Gelben Bürg Nüsse aus dem Nürnberger Land knacken und weiterverarbeiten.

Was den Anbau von Esskastanien auf unseren überwiegend kalkhaltigen Standorten betrifft, so rät uns Phlipp, auf einer Versuchsfläche, verschiedenste Esskastaniensorten anzubauen, um herauszufinden, welche hier gedeihen würden. Dafür suchen wir vom Nüsseprojekt noch eine geeignete Fläche und sind dankbar für jeden Hinweis!

Hier auch noch ein schöner Artikel in der Hersbrucker Zeitung über den Vortrag.

Fotos: Stephanie Hahne (außer 3: Judit Bartel)

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