Kastanienhain

Esskastaniensortenversuch und Agroforstsystem-Modell


Zur Fläche


Der Kastanienhain ist mit 0,75 Hektar die größte unserer Flächen. In einer Umzäunung wachsen hier sicher vor Fraß- und Fegeschäden durch Wild Esskastanien,Walnüsse, Haselnüsse, Wildobsthecken und anderes Feldgehölz heran.
Die gepachtete Fläche ist geradezu malerisch gelegen: Im weiten sonnigen Tal zwischen Förrenbach und dem Happurger Stausee auf einem seichten Hang. Über ihr ragt die Houbirg in den Himmel. Von der Fläche selbst blickt man auf den glitzernden Stausee. Gleichzeitig ist sie öffentlich gut zugängich und ihre Umgebung als Erholungsort gut besucht.
Nach langer Suche haben wir hier im März 2021 also einen idealen Standort für eine Modell- und Vorzeigefläche des Nüsseprojekts gefunden.

 

Unser Anliegen

Auf unserem Kastanienhain möchten wir in einem Esskastaniensortenversuch erproben, welche Sorten von Esskastanien in unserer Region und ihren typischen Böden und klimatischen Bedungungen unter welchen Anbaubedingungen gut gedeihen und leckere Früchte tragen. Denn Esskastanien könnten zukünftig eine kohlenhydratreiche Ergänzung zum einjährigen Getreide darstellen.
Hierfür wurden auf dem Kastanienhain viele verschiedene standortangepasste großfrüchtige Sorten gepflanzt.
Darüberhinaus entsteht hier modellhaft ein Agroforstsystem, in dem sich Ackerland bzw. Grünland mit vier beerntbaren Gehölzstreifen und einer Wildobsthecke abwechseln.

In den kommenden Jahren sollen hier Beere, Nüsse, Edelkastanien sowie Wildobst wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Sanddorn und Mispel heranreifen, während in den Grünlandstreifen dazwischen z.B. Viehfutter gewonnen werden kann.


Damit möchten wir erkunden
, wie landwirtschaftliche Nutzflächen m it einjährigem Getreide durch mehrjährige Furchtgehölze bereichert werden können.
Denn diese ermöglichen einerseits eine effektivere Nutzung der Fläche, indem Erntemöglichkeiten nicht nur in der Fläche sondern auch in der Vertikalen geschaffen werden.
Gleichzeitig können sie herkömmliche Anbausysteme als zweites Standbein resilienter und krisenfester gestalten.

Zudem demonstrieren wir damit das Potenzial des Integrierens von Bäumen allgemein im Nahrungsanbau.

Denn Gehölze in der Landschaft versprechen nicht nur zusätzliche Ernten, sondern bauen gleichzeitig Humus auf und fördern damit die Bodenfruchtbarkeit, sie stabilisieren das Mikroklima und den Wasserhaushalt und schaffen struktur- und artenreiche Lebensräume. Durch ihre Bindung von CO2 ist der Nahrungsanbau mit ihnen zudem klimaneutral. Gründe gibt es also genug, sie in unsere landwirtschaftlichen Systeme zu integrieren!

 

Aktivitäten / Pflanzungen / Etwicklungen

Bis die kleinen Bäumchen im November 2021 und März 2022 den Weg in die Erde auf unseren Kastanienhain gefunden haben, lag bereits ein langer Weg hinter uns.

Nach ausgiebiger Suche einer geeigneten Fläche erhielten wir im März 2021 aufgrund eines glücklichen Zufalls ein Pachtangebot. Doch bevor wir zusagen konnten, mussten wir uns noch über die Eignung für unser Vorhaben eines Esskastanien-Sortenversuchs vergewissern. Wir zogen Fachmenschen zur Beratung heran und nahmen Bodenproben.

Schließlich war klar: Wir können pflanzen. Doch bis dahin sollte noch über ein halbes Jahr  und viele weitere Schritte vergehen, denn so ein Agroforstsystem will gut geplant sein!

Judit und Jan entwickelten ausgetüftelte Pflanzpläne: Sowohl die jeweiligen Pflanzencharakteristika, als auch die Bedingungen für landwirtschaftliche Maschinen mussten berücksichtigt werden. Befreundete Landwirte standen mit Rat und Tat zu Seite.

Die nächste Aufgabe war die Suche eines Landwirten in der Nähe, der die Flächenbewirtschaftung übernehmen würde.

Nun wogen wir Für und Wider von Einzelbaumschutz und kompletter Einzäunung der Fläche ab und entschieden uns für letzteres, um die jungen Bäumchen vor Wildverbiss und Fegeschäden zu schützen.

Nun noch die Frage: WAS genau wird gepflanzt? Wir recherchierten vielversprechende Esskastanien-, Hasel- und Walnuss- und Wildobstsorten, und ihre Verfügbarkeiten in Baumschulen wurden sondiert.


Und schlussendlich das liebe Geld: Wir sondierten Finanzierungsmöglichkeiten und reichten schließlich ein Konzept für eine Förderung durch das FlurNatur-Programm der bayrischen Verwaltung für ländliche Entwicklung ein. Gerade noch rechtzeitig vor der ersten Pflanzaktion im November wurde die Finanzierung bewilligt, so dass wir wie geplant mit dem Pflanzen beginnen konnten! Juhuuu!

Das Pflanzen war zwar einiges an Arbeit, und dennoch Belohnung für getane Arbeit zugleich.
In drei großen Mitmachaktionen im November 2021 und März 2022 kamen viele Helferinnen und Helfer zusammen und brachten in ausgelassener Stimmung Hände, Pflanzen, Wühlmauskörbe und Pflanzpfähle in die Erde. Jan, Flo, Judit und Tina gaben vorab eine Einweisung ins fachgerechte Pflanzen und Tipps, worauf zu achten ist. Und schließlich unterstützten sie die kleinen Pflanzteams, wenn es mit den widerspänstigen Wühlmauskörben etwas schwieriger wurde.
So stand im Frühjahr 2022 nach der letzten Pflanzaktion der komplette Pflanzplan nicht mehr nur auf Papier, sondern im Boden! Und wir hofften auf ein gutes Anwachsen.

Das Trockenjahr 2022 war dabei natürlich nicht förderlich und stellte uns und die Pflanzen ganz schön zur Probe. Doch dne Großteil der Pflanzen brachten wir gut durch die Dürre.
Die ausgefallenen Bäumchen pflanzten wir im Frühjahr 2022 nach.

Nun stehen alle Bäumchen und wir dürfen uns gedulden, bis sie groß genug sind, um Früchte abzuwerfen. Aber langweilig wird es bis dahin nicht.


Es bedarf regelmäßiger Pflege der Fläche. Dazu gehört die Mahd in den Gehölzstreifen, das Mulchen und die Pflege der Baumscheiben, das Monitoring unseres Esskastaniensortenversuchs und das Gießen – falls nötig.
Diese Pflege möchten wir gemeinsam mit Projekt-Interessierten und motivierten Werklern bewerkstelligen. Von April bis August gibt es regelmäßige Hütekreistreffen, bei denen jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat gemeinsam anfallende Aufgaben erledigt werden.

Der trockene Sommer in 2022 hielt uns dabei sehr auf Trab. Hier mussten wir zusätzlich zu den Treffen auch zwischendrin immer wieder mit einer noch sehr unterentwickelten Gießinfrastruktur die Pflanzen bewässern. Die Infrastruktur wird für dieses Jahr ausgebaut und hoffentlich trotzdem nicht gebraucht :-).