Essbare Gehölzstreifen am Kastanienhain gepflanzt

Mit vielen tatkräftigen Mitwirkenden haben wir im Rahmen des Nüsseprojekts vier Gehölzstreifen und eine Wildobsthecke am Kastanienhain unterhalb der Houbirg gepflanzt. Hier sollen in den kommenden Jahren Beeren, Nüsse, Edelkastanien sowie Wildobst wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Sanddorn und Mispel heranreifen, während in den Grünlandstreifen dazwischen Viehfutter gewonnen werden kann. Damit wollen wir erkunden, wie beerntbare Gehölzstreifen landwirtschaftliche Nutzflächen bereichern können, indem Erntemöglichkeiten nicht nur in der Fläche sondern auch in der Vertikalen geschaffen werden.

Vorbild sind lichte Gehölzstrukturen. Diese haben im Vergleich zu Feldern und Wiesen auf der einen und geschlossenen Wäldern auf der anderen Seite, eine sehr viel größere Oberfläche, wo die Pflanzenwelt mit der Atmosphäre interagieren kann. Mit der Integration von Gehölzen wollen wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, artenreiche Lebensräume schaffen und durch die Beerntbarkeit zu einer regionalen Nahrungsversorgung – auch mit Nüssen, Esskastanien und Beeren beitragen. Auf die drei Pflanzaktionen, während derer wir die ca. 200 Sträucher und Bäume in die Erde brachten, hatten wir im Nüsseprojekt – das waren vor allem Jan, Florian, Tina und Judit – viele Monate hingearbeitet. Hier die Geschichte:

Die Vorarbeiten

Vor einem Jahr erhielten wir im Grünspechtverein das Angebot von Frau und Herrn Seitz aus Weigendorf, von ihnen eine Ackerfläche zu pachten. Es entstand die Idee, diese zwischen Happurger Stausee und Förrenbach gelegene Fläche für unseren geplanten Esskastaniensortenversuch zu nutzen und sie zu einer öffentlich gut zugänglichen Vorzeigefläche des Nüsseprojekts zu entwickeln.

Wir nahmen Bodenproben und ließen uns durch Fachmenschen beraten, um zu klären, ob die Fläche für einen Esskastaniensortenversuch in unserer Gegend geeignet sein könnte. Die Tiefgründigkeit des sandig-lehmigen Bodens und die leichte Südwesthanglage in Seenähe gaben den Ausschlag, es auf dieser Fläche trotz eines für die Vorlieben von Kastanien recht hohen pH-Werts von 6,9 zu versuchen. So sagten wir zu und konnten im Sommer den Pachtvertrag unterschreiben.

Wir entwickelten erste Entwürfe für die Gehölzstreifen und berieten uns mit befreundeten Landwirten. Wir suchten einen Landwirt in der Nähe, der die Flächenbewirtschaftung übernehmen würde. Wir wägten das Für und Wider von Einzelbaumschutz und kompletter Einzäunung der Fläche ab und entschieden uns für letzteres, um die jungen Bäumchen vor Wildverbiss und Fegeschäden zu schützen. Wir recherchierten vielversprechende Esskastanien-, Hasel- und Walnuss- und Wildobstsorten, und ihre Verfügbarkeiten in Baumschulen. Wir sondierten Finanzierungsmöglichkeiten und reichten schließlich ein Konzept für eine Förderung durch das FlurNatur-Programm der bayrischen Verwaltung für ländliche Entwicklung ein. Gerade noch rechtzeitig vor der ersten Pflanzaktion im November wurde die Finanzierung bewilligt, so dass wir wie geplant mit dem Pflanzen beginnen konnten.

Die Pflanzaktionen

Unsere drei Pflanzaktionen fanden im letzten November und jetzt im März statt. Zu jeder Aktion kamen zwischen 10 und 16 Mitwirkende. Zu Beginn jeder Pflanzaktion stellten wir das Nüsseprojekt mit seinen Anliegen vor und erklärten das Konzept der Fläche. Anhand der gemeinsamen Pflanzung des ersten Baumes zeigten Jan und Florian, was dabei alles zu beachten ist: wie das Loch am besten ausgehoben wird, wo die unterschiedlichen Bodenschichten zu lagern sind, wie der Wühlmauskorb gebaut wird und wie der Pfahl zu setzen ist. Alle wurden darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, den Baum in der richtigen Höhe zu pflanzen, indem der Stammansatz beim Einfüllen und Antreten der Erde immernoch mal ein Stück höher geruckelt wird.

Dann konnte es endlich losgehen. In Zweier-Pflanzteams nahmen alle ihre eigenen Pflanzlöcher in Angriff. Einige widmeten sich der verantwortungsvollen Aufgabe, die kostbaren Sorten der Edelkastanien samt Wühlmauskorb in die Erde zu bringen, andere pflanzten Walnussbäume, wieder andere brachten die Sträucher für die Wildobsthecke in den Boden oder die Beerensträucher, die zwischen den Esskastanien und Walnüssen gedeihen sollen. Die meisten Walnüsse und Haselsträucher sowie die Feldgehölze hatten wir schon im November gepflanzt.

Jan, Judit, Florian und Tina standen allen mit Rat und Tat zur Seite und halfen bei den kniffligen Momenten. Einige Mitwirkende waren überrascht, wieviel es beim Bäumepflanzen zu beachten gibt und dankbar, eine so wichtige Fähigkeit hier erlernen und üben zu können.

In der gemeinsamen Mittagspause stärkten wir uns mit einem großen Topf Suppe. Es gab selbstgebackenes Brot – verfeinert mit den Walnüssen, die wir bei den Mitmachaktionen im letzten Herbst gemeinsam gesammelt, getrocknet und geknackt hatten. Die Pause und das Arbeiten in Teams gaben Raum für Austausch und Fragen. Jans Expertise als Baumpfleger und Judits Erfahrungen mit Permakultur Gestaltungen waren gefragt für Probleme und Anliegen auf den eigenen Grundstücken der Mitwirkenden. Zu jeder Aktion hatten sich uns bekannte und unbekannte Menschen angemeldet. Wir waren neugierig, wer sich hinter den uns noch unbekannten Namen in den Mails verbergen würde und lernten spannende neue Menschen kennen. Diese waren über unseren Newsletter, die Zeitung, über Freunde oder einfach die Recherche im Internet auf uns gestoßen.

Bei unserer letzten Pflanzaktion schaute auch unser Verpächter, Herr Seitz, kurz vorbei und wünschte uns gutes Gelingen und gutes Anwachsen und Gedeihen der Bäumchen.

Zum Schluss wurden die Bäume angebunden, alle Pflanzen angegossen und mit Hackschnitzeln gemulcht, bevor alle zufrieden und erfüllt im Nachmittagslicht wieder ihrer Wege gingen.

Gemeinschaftliche Pflege und Bewirtschaftung

Nun sind wir gespannt, wie alles heranwachsen und auf welche Weise uns die Pflege gelingen wird. Denn wir möchten die Fläche gemeinschaftlich pflegen, bewirtschaften und perspektivisch beernten. Dazu suchen wir Menschen, die sich mit uns im „Hütekreis Kastanienhain“ den gemeinsamen Pflegetätigkeiten widmen. Zunächst wollen wir Schilder für die vielen Sorten herstellen und anbringen, dann steht vermutlich im Mai das erste Mähen in den Gehölzstreifen an. Das Mähgut soll als Mulch auf die Baumscheiben verteilt werden. Ein bis zweimal im Jahr werden wir sicher auch die Baumscheiben hacken, um das Hereinwachsen von Gräsern zu verhindern. Bei Trockenheit werden wir in den ersten beiden Jahren gießen. Hast du Lust, dich daran zu beteiligen? Dann melde dich gern unter email hidden; JavaScript is required

Nun hoffen wir auf genügend Feuchtigkeit in diesem Frühjahr und Sommer, so dass alle Sträucher und Bäume gut anwachsen können – und wir nicht soviel gießen müssen.

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